
Ein gebeugter Mann, scheinbar am Ende seiner körperlichen Kräfte, trägt ein Kreuz. Er wird am Strick geführt von bewaffneten und gerüsteten Soldaten. Im Hintergrund ein weiterer Mann, der hilft die Last zu tragen.
- Wie selbstsicher fühle ich mich wenn ich durch professionelle Attribute (Uniformen, Ermächtigung, Privilegien) geschützt handeln kann oder muss?
- Was bringt mich dazu einen anderen Menschen zu verachten?
- Was befähigt mich einen anderen Menschen bedingungslos zu lieben und wert zu schätzen?
- Wie setze ich mich ein, einem Fremden zu helfen, der sichtlich nicht mehr mag oder in Not ist?
- Wie schaue ich meinem Tod entgegen?
Diese Szene aus dem Passionszyklus in der Kirche von Tenna zeigt Jesus auf dem Weg nach Golgatha. Obwohl er weiss, dass er zum Tode verurteilt und nun hingerichtet werden soll, schaut er mit weichem Blick zu seinen Peinigern. Diese Hinwendung wird vom Hauptmann mit Verachtung erwidert. Der helfende Mann im Hintergrund macht den Eindruck, nicht wirklich beim Geschehen aktiv mit zu wirken.
Der unbekannte Künstler hat hier etwas dargestellt, das ich mir immer wieder selber wünsche: Die Fähigkeit und die Kraft zu behalten, wenn ich unter Druck, gestresst, oder kurz angebunden bin, meinen Mitmenschen weiterhin den gebührenden Respekt oder gar Liebe und Verständnis entgegen zu bringen.
Genau das gelingt mir besser wenn ich verstehe, dass jeder Mitmensch und jedes Mitgeschöpf ein unabdingbarer Teil der Schöpfung ist, und wenn ich mir immer wider bewusst mache, dass jedes Lebewesen auch einen Teil des göttlichen Lichtes in sich trägt oder verkörpert.
So hoffe ich, das es mir immer wieder gelingt das Licht und die Schatten zu sehen, wahr zu nehmen, und ohne mein persönliches Werturteil mit dieser Vielfalt umzugehen. Ich wünsche mir auch die Kraft und Offenheit, als Mensch in die Welt zu treten, der sich nicht hinter sozialem Status und professionellen Privilegien schützen muss. Meine Erfahrung zeigt, dass diese unmaskierten, menschlichen Begegnungen die eindrücklichsten und nachhaltigsten sind.
Jesu Kreuzigung (Matthäus 27:31-32)
31 Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm seine Kleider an und führten ihn hin, daß sie ihn kreuzigten. 32 Und indem sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen von Kyrene mit Namen Simon; den zwangen sie, daß er ihm sein Kreuz trug.
Hier ist noch der ganze Zyklus im Zusammenhang:

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