I was brought up with the mantra don’t waste your time. My parents were quite insistent that their children make the most of their time (and definitely not waste theirs). Only now do I realize that this attitude was not something purely utilitarian – a way to make it out of misery and to the top. It actually has biblical roots:
Make best use of the time, because the days are evil. Eph 5:16 (ESV)
For my parents’ and grandparents’ generation making most of their time seemed to have worked. They all have roots in an agrarian lifestyle – something that for the most part excluded options in life, and was equally associated with a good measure of back-breaking labour, servitude, misery and poverty. But they overcame the burden thereof and created for themselves a much more comfortable worldly existence.
What is there against living a consecrated life in this day and age? Consecrated to life, not to a church organization.
I grew up and was socialized in a Christian environment. I acknowledge those roots of my experience, actions, and decision making as part being in this world. I acknowledge at the same time that Christian thought is one of various worldviews and images of God. This is because the divine is universal and manifests itself in every culture and can be perceived accordingly by all people – in a variety of ways.
It is also a core statement of my Quaker understanding of faith that the divine spark is present in every human being. The difficulty lies only in the openness and curiosity to want to recognize this spark.
Nor do I allow myself to be distracted by the currents of spiritual stretching exercises that are now recognized as substitutes for religion. Not by the arbitrariness of beliefs that seem like justifications of a particular way of life in a consumer society. Gospel of prosperity – endless loop of the search for meaning in retreats, workshops and pilgrimages around the globe – miracle cures through superfoods, body cult in Spandex, drugs and complementary therapies – short mindfulness session before the next cheer with bubbly drinks in the global casino!
I am drawn to the root, to radicality. Therefore, in this complex world, I have nothing better to do than to greet my roommates in the morning, change the wet pants, vacuum the staircase, explain the mailbox key for the seventeenth time – to manage everyday life together. To consecrate my life to life and to humanity. In this respect, I see myself as almost complicit in today’s much-vaunted shortage of skilled workers in our economy.
Of course, the academic qualifications and diplomas help me to move in this world and to create a simple life in it. Besides contemplation, my analytical thinking and a scientific approach enable me to deal with the abundance of information – also to separate the essential from the superfluous. To fade out stock prices, sports news, lifestyle recommendations in order to preserve the necessary calm and silence, which makes it possible for me to perceive the divine voice – these universal signs of the existential – to take them seriously and to implement them for an approach of a consecrated life in a secular society.
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Was spricht dagegen in der heutigen Zeit ein geweihtes Leben zu führen? Geweiht dem Leben, nicht einer kirchlichen Organisation.
Ich bin in einem christlich geprägten Umfeld aufgewachsen und sozialisiert worden. Ich anerkenne diese Wurzeln meiner Erfahrung, meines Handelns und meiner Entscheidungsfindung als Teil von mir in dieser Welt. Ich anerkenne gleichzeitig, dass das christliche Gedankengut eine von verschiedenen Weltanschauungen und Gottesbilder ist. Denn das Göttliche ist universell und zeigt sich in jeder Kultur und kann entsprechend wahrgenommen werden von allen Menschen – in vielfältiger Art.
Es ist auch eine Kernaussage meines quäkerischen Glaubensverständnis, dass der göttliche Funke in jedem Menschen präsent ist. Die Schwierigkeit liegt einzig in der Offenheit und der Neugier, diesen Funken sehen zu wollen.
Ich lasse mich auch nicht ablenken von den Strömungen der spirituellen Streckübungen, die heute als Religionsersatz anerkannt werden. Nicht von der Beliebigkeit der Glaubenssätze, die wie Rechtfertigungen des jeweiligen Lebensentwurfes in der Konsumgesellschaft erscheinen. Wohlstandsevangelium – Endlossschlaufe der Sinnsuche in Retreats, Workshops und Pilgerreisen um den ganzen Globus – Wunderheilungen durch Superfoods, Körperkult in Spandex, Medikamente und komplementäre Therapien – kurze Achtsamkeitssession vor der nächsten Cüplirunde im globalen Casino!
Es zieht mich hin zur Wurzel, in die Radikalität. Deshalb habe ich in dieser komplexen Welt nichts besseres zu tun als meine Mitbewohner am Morgen zu begrüssen, die genässten Pants zu wechseln, das Treppenhaus zu saugen, zum siebzehnten Mal den Briefkastenschlüssel erklären – gemeinsam den Alltag zu bewältigen. Mein Leben dem Leben und der Mitmenschlichkeit zu weihen. Da sehe ich mich schon fast mitschuldig am heute vielbesungenen Fachkräftemangel in unserer Wirtschaft.
Natürlich helfen mir die akademischen Qualifikationen und Diplome mich in dieser Welt zu bewegen und ein einfaches Leben darin zu ermöglichen. Nebst der Kontemplation ermöglicht mein analytisches Denken und eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mir mit der Fülle von Informationen umzugehen – auch das Wesentliche vom Überflüssigen zu trennen: Aktienkurse, Sportmeldungen, Lifestyleempfehlungen auszublenden um die notwenige Ruhe und Stille zu wahren, die es mir erst möglich macht, die göttliche Stimme – diese universellen Zeichen des Existentiellen – wahr zu nehmen, ernst zu nehmen und umzusetzen für einen Ansatz eines geweihten Lebens in einer säkularen Gesellschaft.
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Krieg, soziale Ungerechtigkeiten, Gräueltaten… und was könnte das alles mit mir und meinem Sein-in-der-Welt zu tun haben. Ich habe anhand von zehn spätmittelalterlichen Bilder Impulse zur Betrachtung geschaffen. Vielleicht nimmst du dir auch ein paar Minuten in der verbleibenden Zeit bis zum Osterfest.
Soweit die illustrierte Geschichte aus der Vergangenheit. Heute ist das Gebiet des Kalkofens grossflächig gesperrt. Der Klang der Hörner hat die ganze Gegend so unstabil gemacht, dass sie nun abzurutschen droht:
Der Gletscher schlägt zurück Weil der Aletschgletscher schmilzt, rutscht der Berg in die Tiefe. Unterhalb der Moosfluh verschwinden Wege und ein alter Kalkofen in riesigen Spalten. Auch die Bahnstation ist tangiert.Stein um Stein verschwindet das Bauwerk im Inneren des Berges. Unter dem Kalkofen im Aletschwald klafft ein Riss in der Erde, der sich immer weiter öffnet und alles verschlingt: Steine, Arven, Wege. «Ich werde den Ofen nie mehr sehen», sagt der Biologe Laudo Albrecht. Der Walliser leitet das Pro-Natura-Zentrum Aletsch auf der nahen Riederfurka. (René Donzé, NZZamSonntag 23.10.2016)
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Gedanken von Giorgio Agamben, die wir uns leisten dürfen: Woran glauben wir?
“Geld ist ein Kredit, der nur auf sich selbst beruht und nichts anderem als sich selbst entspricht.”
Als eine solche Religion der Moderne ist sie durch drei Grundzüge bestimmt:
1. Sie ist eine Kultreligion, vielleicht die extremste und absoluteste, die es je gegeben hat. Alles darin hat nur Bedeutung in Bezug auf die Erfüllung eines Kultes, nicht in Bezug auf ein Dogma oder eine Idee.
2. Dieser Kult ist permanent, «die Zelebrierung eines Kultus sans trêve et sans merci», ohne Rast und ohne Gnade. Darin lässt sich nicht zwischen Festtagen und Arbeitstagen unterscheiden, sondern hier ist ein einziger, ununterbrochener Fest- und Arbeitstag, an dem die Arbeit mit der Feier des Kultes zusammenfällt.
3. Der kapitalistische Kult ist nicht auf die Erlösung oder Sühne für eine Schuld ausgerichtet, sondern auf die Schuld selbst. «Der Kapitalismus ist vermutlich der erste Fall eines nicht entsühnenden, sondern verschuldenden Kultus [. . .] Ein ungeheures Schuldbewusstsein, das sich nicht zu entsühnen weiss, greift zum Kultus, um in ihm diese Schuld nicht zu sühnen, sondern universal zu machen»
Lesenswert. Und wir dürfen uns auch Gedanken darüber machen, worauf wir uns beziehen sollen im Leben, in unseren Kulten!
Giorgio Agamben: Der Kapitalismus ist eine leere Religion. NZZ, 21. 06. 2020
Capitalism is religion An empty one…
thoughts of Giorgio Agamben that we can afford: What do we believe in?
“Money is a loan based on nothing but itself.”
As a religion of modernity, it is defined by three basic tenets:
it is a cult religion, perhaps the most extreme and absolute ever. Everything in it has meaning only in terms of the fulfillment of a cult, not in terms of a dogma or an idea.
This cult is permanent, “the celebration of a cult sans trêve et sans merci”, without rest or mercy. In it, no distinction can be made between holidays and working days, but here there is a single, uninterrupted day of celebration and work, on which work coincides with the celebration of the cult.
The capitalist cult is not directed towards redemption or atonement for a guilt, but towards the guilt itself. “Capitalism is probably the first case of a cult that does not expiate, but rather is guilty […] An enormous consciousness of guilt that does not know how to expiate resorts to the cult in order not to expiate this guilt, but to make it universal”.
Worth reading. And we may also think about what we should relate to in life, in our cults!
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Am vorigen Wochenende habe ich mich zusammen mit meiner Glaubensgemeinschaft in einer Retraite zum Thema “Scheitern und Resilienz – was macht uns widerstandsfähig in Krisensituationen und was hat Spiritualität damit zu tun?” auseinandergesetzt. Im Rahmen dieses Wochenendes ist auch das obige Bild entstanden. Sich Gedanken zu machen zur Lebensbilanz ist etwas Nachdenkliches, manchmal Schweres, auch sehr Wertvolles. Dabei ist von den Teilnehmenden immer wieder betont worden, wie wert- und sinnvoll das Eingebettet-Sein in eine Form von Gemeinschaft ist. Es fällt uns leichter, die schweren und dunkeln Anteile des Lebens zu tragen, wenn wir genügend Schlaf bekommen, uns regelmässig bewegen und tätig sein können. Und…
Das Scheitern
…das Gegenteil des Scheiterns ist nicht der Erfolg, sondern die Freude, so wie das Gegenteil des Bösen nicht das Gute ist, sondern die SINNHAFTIGKEIT. Mit anderen Worten, die menschliche Existenz wurde nicht als etwas Fröhliches erschaffen, sondern sie wurde zum Zweck der Freude, für die Freude als solche und um Freude zu werden, erschaffen. Das Evangelium setzt dem Bösen, dem Leben im Negativen, dem Scheitern, nicht das Gute, nicht die ideale Existenz und nicht den Erfolg entgegen. Es widersetzt sich ihnen mit – es offeriert uns – SINNHAFTIGKEIT, eine Einladung zur Freude.
Last weekend I went on a retreat with my congregation on the topic “Failure and resilience – what makes us resistant in crisis situations and what does spirituality have to do with it?” The above picture was taken during this weekend. To reflect on life’s summary is something pensive, sometimes difficult, also very valuable. The participants repeatedly emphasized how valuable and meaningful it is to be embedded in some form of community. It is easier for us to bear the heavy and dark sides of life if we get enough sleep, move regularly and can be active. As well…
Failure
…the opposite of failure is not success but joy, just as the opposite of evil is not good but Meaning. In other words, human existence was not created joyful, it was created for the purpose of joy, for joy itself, for becoming joy. To evil, to negative existence, to failure, the Gospel does not oppose good, ideal existence, or success. It opposes them with – it offers us – Meaning, a vision of joy.
(Lytta Basset)
L’échec
(…) le contraire de l’échec n’est pas le succès mais la joie, comme le contraire du mal n’est pas le bien mais le Sens. En d’autres termes, l’existence humaine n’a pas été créée joyeuse, elle a été créée en vue de la joie, pour la joie, en direction de la joie. Au mal, à l’existence au négatif, à l’échec, l’Evangile n’oppose pas le bien, l’existence idéale, la réussite. Il leur oppose, il nous propose un Sens, un en-vue-de la joie.
(Lytta Basset: La joie imprenable, 1996)
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Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Realisierung von pflegegerechtem Wohnraum im Safiental! Corina Haertsch und Pascal Hofmann haben diese Woche den ersten Entwurf für die neue Gebäudehülle für die Alte Sennerei mit uns geteilt. Das alte Gewerbegebäude ist kaum mehr zu erkennen!
Doch der Vorstand des Vereins Tenna Hospiz ist erfreut über den schlichten, und doch grosszügigen Entwurf für den Um- und Neubau der Alten Sennerei. Nach erfolgreicher Finanzierung wird dies der Ort sein für eine Wohngemeinschaft mit hoher Kompetenz in Palliative Care und Sterbebegleitung, aber auch ein Ort für Urlaub und Entlastung für Pflegebedürftige und ihre pflegenden Angehörigen.
We reached another milestone in creating a special care place in the Safien Valley, Switzerland. Corina Haertsch and Pascal Hofmann have shared their first draft for the new walls of the Old Cheese Factory. The former industrial building is barely recognizable!
“Gesang verschönt das Leben, ihn hat uns Gott gegeben.” Rückseite der Fahne von 1889 – “Singing makes life more beautiful, it was given to us by God.” – Reverse of the flag from 1889
Fahne “Sänger Chor Tenna 1889” – Flag of the Choir of Tenna, 1889
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you're asking, how is the resurrection of the dead?
I do not know
you're asking, when is the resurrection of the dead?
I do not know
you're asking, is there a resurrection of the dead?
I do not know
you're asking, is there no resurrection of the dead?
I do not know
I only know, what you are not asking about:
the resurrection of the living
I only know, what he is calling us for:
to the resurrection in the here and now.
(Kurt Marti)
The last line of this poem by Kurt Marti could also be translated to: “to the standing up in the here and now”, to better convey the intended meaning from the multiple uses of the word “Auferstehung” in the German language.
Kurt Marti excelled in this poem once more in grounding complex metaphysical-religious concepts with simple phrases. He easily brings the reader back to everyday life. This is great inspiration to me.
Over the past few days, it became clear to me that I continue to be called to support those people in this world, who have difficulty to believe that there can be such thing as a resurrection of the living. These are no infidels and heathens; these are the excluded, the under-priviledged, the marginalized, those affected by the consequences of our wealth and security.
I made myself once more available for consideration for serving another mission with MSF/Doctors without Borders in the foreseeable future.
ihr fragt, wie ist die auferstehung der toten?
ich weiss es nicht
ihr fragt, wann ist die auferstehung der toten?
ich weiss es nicht
ihr fragt, gibt’s eine auferstehung der toten?
ich weiss es nicht
ihr fragt, gibt’s keine auferstehung der toten?
ich weiss es nicht
ich weiss nur, wonach ihr nicht fragt:
die auferstehung derer die leben
ich weiss nur, wozu Er uns ruft:
zur auferstehung heute und jetzt.
(Kurt Marti)
Kurt Marti hat es auch in diesem Gedicht geschafft, metaphysisch-religiöse Konzepte in einfachen Sätzen zurück auf den Boden der Alltagsrealität zu holen. Davon lasse ich mich gerne inspirieren.
Für mich ist in den letzten Tagen klar geworden, dass ich immer noch gerufen bin, diejenigen Menschen in dieser Welt zu unterstützen, denen es schwer fällt daran zu glauben, dass es eine Auferstehung der Lebenden geben kann. Nein, das sind keine Ungläubigen; sondern Ausgegrenzte, Unterpriviligierte, An-den-Rand-Gedrängte, Betroffene der Konsequenzen unseres Wohlstandes und unserer Sicherheit.
Ich habe mich deshalb wieder bei MSF/Ärzte ohne Grenzen gemeldet, um in absehbarer Zukunft durch einen Einsatz in einem ihrer Projekt zu dienen.