Manuskript

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Diskussionsthema: Aufruf zur Totalverweigerung und zur Gründung eines Friedenskollektivs

DER ERSTE FRIEDE

Der erste Friede, der wichtigste ist der, welcher in die

Seelen der Menschen einzieht, wenn sie ihre Verwandt

schaft, ihre Harmonie mit dem Universum einsehen und

wissen, dass im Mittelpunkt der Welt das Grosse Geheimnis

wohnt, und dass diese tatsächlich überall ist. Sie ist

in jedem von uns. Dies ist der wirkliche Friede. Alle

andern sind lediglich Spiegelungen davon.

Der zweite Friede ist der, welcher zwischen Einzelnen

geschlossen wird und der dritte ist der zwischen Völkern.

Doch vor allem sollt ihr sehn, dass es nie Frieden zwischen

Völkern geben kann, wenn nicht der erste Frieden vorhanden

ist, welcher wie ich schon oft sagte, innerhalb der Menschen-

seelen wohnt.

Hehaka Sapa

Die Idee zu diesem Aufruf zur Totalverweigerung und zur Gründung eines Friedenskollektivs geht davon aus, dass heute mit vielen Initiativen und Abstimmungskämpfen zwar durchaus eine sehr breite Diskussion zu einem Thema kann in Gang gesetzt werden.

Diesen Vorgang konnten wir in den letzten Jahren doch einige Male beobachten, zB anhand von Energie-, Zivildienst- und einigen anderen Vorlagen. Dennoch glaube ich nicht, dass dabei je eine echte Auseinandersetzung stattgefunden hat, denn innerhalb einer echten Diskussion können sich Leute mit verschiedensten Standpunkten durchaus näher kommen. Doch gerade dieses Element war auf der politischen Ebene in letzter Zeit nie mehr festzustellen. Die Fronten sind gebildet, die beiden lager organisiert. Darum finde ich, dass es heute nötiger denn je ist, dass sich endlich eine Gruppe von Menschen bildet, die die gesittete Normalität und das kriecherische Anpassertum überwindet und die volle Radikalität zu leben versucht.

… aber niemand getraut sich, über seine Beschränktheit hinauszukommen.

In der gesamten linken Opposition und der grün-alternativen Bewegung werden immer wieder kleine Schritte des Umkehrs gemacht. JedeR macht für sich wieder Fortschritte, im privaten Bereich, aber niemand getraut sich über diese Beschränktheit hinauszukommen.

Es ist kaum möglich, einen gemeinsamen Kampf aufzunehmen, zum Beispiel beim Militär eine Kollektivverweigerung. So geht es auch in anderen Bereichen, jedeR muss doch Rücksicht nehmen aus seine/ihre spezielle Situation und kann deshalb, obwohl die gemeinsame Idee durchaus befürwortet wird, nicht an einer kollektiven Aktion teilnehmen. Darum muss ich heute sagen: Sind wir nicht alle zusammen HosenscheisserInnen und BünzlibürgerInnen? Nach vorne bis zur Nasenspitze und nach hinten bis zum Geldbeutel reicht unser Spektrum, innerhalb dessen wir bereit sind uns zu ändern. 

Wir alle haben das Vertrauen in eine echte Gemeinschaft verloren, die bereit ist jedeN einzelneN zu tragen, egal wie gut oder wie mies es ihr/ihm geht; die bereit ist auch das Leiden zu teilen, zum Beispiel im Kampf um die Radikalität. Nur allzu schnell führt dieser Weg in die Illegalität, doch da beginnt plötzlich wieder jedeR sich selbst zu schützen.

Warum eigentlich kann das Allgemeinwohl heute nicht mehr höher eingeschätzt werden als das private Wohlergehen? Wir hocken alle in einer Zweierkiste oder einer anderen Gemeinschaft, aber im Grunde genommen schaut jedeR für sich, Hauptsache, er/sie kann gut leben, Hauptsache, das geistige und physische Wohl ist garantiert. 

Man/frau denkt schon an die Zukunft und an die kommenden Generationen, man/frau sieht auch, dass wir die Verantwortung tragen sollen für die Weiterexistenz des Lebens überhaupt. Und jedeR ist zufrieden , wenn sie/er einen kleinen Beitrag an das umfassende Ziel geleistet hat, wenn sie/er zum Beispiel kein Fleisch mehr isst, dafür aber nicht auf die Elektrizität oder das Auto verzichten kann. Aber immerhin, so tönt es beruhigend, sei ein kleiner Schritt immer besser als gar keiner. Also nimmt sich heute jedeR aus dem grossen Korb der verschiedenste Möglichkeiten die Massnahme heraus, die sie/er, ohne dass es ihr/ihm eine grosse Überwindung kosten würde, realisieren kann.

EineR verzichtet auf das Fleisch in der Ernährung, der/die andere fährt nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, und die/der dritte arbeitet für einen Tausender in einem Alternativbetrieb. All dies sind Schritte hin zu einer Veränderung, aber sie gehen alle nur so weit, als sie uns nicht zu persönlich und vor allem nicht unsere Sicherheit tangieren.

Es würde mich nicht wundern, wenn die Migros bis in zehn Jahren nur noch Bio-Gemüse verkaufte würde.

Da stellt sich doch ernsthaft die Frage, ob damit auf die Dauer auch nur jemandem geholfen werden kann. Bewirkt diese egoistische Handlungsweise noch etwas mehr, als dass sie unser Gewissen beruhigt? Wird dadurch irgendetwas in Frage gestellt? Wird auch nur eine der Institutionen, die uns als übermässige Machtstrukturen entgegentreten, dadurch betroffen?

Nein, mit dieser unkoordinierten Handlungsweise tun wir niemandem weh. Wir können zwar wunderschöne Geschichten schreiben, über Zusammenhänge aufklären, alle möglichen Institutionen angreifen, doch diese sind so weltoffen, dass sie diese Kritik auch einstecken können. Denn sie wissen zu genau, dass die gesamte Alternativbewegung nur immer von den gesellschaftlichen Veränderungen spricht, dass sie aber trotzdem abhängig bleiben wird von den Konzernen und dem Staat.

So passiert denn auch nichts gegen den Willen dieser Machtträger, sie gehen im Gegenteil sogar auf gewisse Forderungen unsererseits ein. Es würde mich nicht wundern, wenn die Migros bis in zehn Jahren nur noch Bio-Gemüse anbieten und verkaufen würde. Eine absolut realistische Vorstellung. Und dann würde das Hurra-Geschrei auf der Seite der Alternativbewegung hervorbrechen, sie würden diese Veränderung feiern wie einen Sieg über diese Wirtschaftsmacht. Und die Migrosmächtigen lachen sich ins Fäustchen, die andern haben ihre Freude und wir weiterhin Absatz, Kundschaft und riesige Gewinne. Es kommt der Wirtschaft eigentlich nicht darauf an, womit sie ihr Geld verdienen, Hauptsache, sie verdienen.

Aber auch die Armee spürt es nicht in ihren Verbänden, wenn jährlich siebenhundert Männer und zwei Frauen ihren Dienst verweigern. Sie veranstalten zwar für diese Fälle jeweils ein Riesentheater mit richtigen Schauprozessen. Doch daneben mustert die Armee jährlich noch ein paar tausend ihr unliebsame Leute auf medizinischem und psychiatrischem Weg aus. Diese erscheinen nirgends in einer Statistik und werden mit aller Sorgfalt verschwiegen. Auch wird sich keiner der Armeeführer auch nur eine schlaflose Nacht machen wegen der Initiative, die gegen die Initiative lanciert werden soll. Es ist ja schon zum voraus klar, dass es auch den Initianten nur um die Anregung einer Diskussion geht und zu einer Diskussion ist man grosszügigerweise immer bereit.

Aber wenn die fünfzigtausend Männer, die voraussichtlich mit fünfzigtausend Frauen die Initiative unterzeichnen werden, keinen Militärdienst mehr leisteten, auch nicht beim Zivilschutz, so würden die Offiziere und Generäle echt ins Schwitzen kommen, das ergäbe Bestandeslücken, die bedeutend mehr erreichen könnten als der teure Abstimmungskampf .

Noch kurz ein anderes Beispiel. Wenn nach der letzten energiepolitischen Abstimmung alle Ja-Stimmenden für eine Woche auf den Stromverbrauch verzichtet hätten, so wäre die dienstbare Elektromafia doch kurz ins Schleudern geraten und hätte die eine oder andere Zentrale abschalten müssen. Und man/frau hätte sehen können, dass ihre Macht nur auf der Bequemlichkeit der Strombezüger beruht und keineswegs gottgegeben ist, und deshalb auch veränderbar ist.

HosenscheisserInnen, BünzlibürgerInnen, KompromisslerInnen

Darum glaube ich an die Kraft der Radikalität ich glaube, dass ich glaube, dass Veränderungen möglich sind; ich glaube aber auch daran, dass die Opposition nicht ohnmächtig ist, sondern dass sie sich vielmehr ohnmächtig macht, weil jedeR nur für sich schaut. Wenn die Alternativbewegung tatsächlich Veränderungen verwirklichen möchte, so hätte sie die Kraft dazu.

Doch werde ich manchmal den Verdacht nicht los, dass wir zwar immer von Veränderungen reden, doch in unserem Innersten sind wir zufrieden mit dem jetzigen Zustand. Es geht uns gut, ja sogar bestens. Deshalb sagte ich schon zu Beginn: HosenscheisserInnen, BünzlibürgerInnen, KompromisslerInnen. Auf Kosten des Allgemeinwohls und auf Kosten der Zukunft lassen wir es uns gut gehen!

Aus diesen Gründen sollten wir heute eigentlich so weit sein, dass wir über unsere eigene Beschränktheit hinaus gehen und einen mutigen Schritt in die Zukunft wagen. Indem wir uns dazu bereit erklären, dass wir und vom Ich-bezogenen Wohlfahrtsdenken befreien, indem wir bereit sind, jede militärische und paramilitärische Dienstleistung zu verweigern. Indem wir auch bereit sind, unsere Arbeitskraft und unsere Finanzkraft zu verweigern, indem wir uns nicht mehr aus purem Egoismus und aus reiner Bequemlichkeit auf hunderte von Kompromissen einlassen, die es anderen ermöglichen uns von ihnen abhängig zu machen.

Wir sollten aber gleichzeitig bereit sein, unsere Kraft für den Aufbau eines Friedenskollektivs einzusetzen. Dieses Kollektiv könnte dann von sich aus Aufgaben übernehmen, die weit über das Bisherige und das in den heutigen Strukturen Mögliche hinausgehen. Diese Aufgaben drängen uns nicht nur im sozialen Bereich, zum Beispiel in der offenen Altershilfe, bei der Integration von Behinderten und anderen zu Sozialfällen abgestempelte Randgruppen, sondern auch in anderen Lebensbereichen. Ich denke dabei an die Landwirtschaft, insbesondere in den von der Abwanderung und Vergandung betroffenen Berggebiete, aber auch an den Umweltschutz, zum Beispiel beim Weiterentwickeln einer angepassten und sanften Technologie. Ein besonderes Anliegen wird die aktive Friedensarbeit sein.

Die Arbeit des Friedenskollektivs darf aber nicht kommerzialisiert werden, sie darf sich auch nicht verkaufen. Aus ihrem Selbstverständnis heraus kann sie nicht entschädigt werden, denn sie entspricht nicht einem kurzfristig messbaren Wert. Daraus ergibt sich auch der kollektive Charakter der ganzen Idee, für eineN EinzelneN ist diese Lebenshaltung nicht realisierbar. Ein Friedenskollektiv wird sich selbst tragen, wird vielleicht sogar eigene Lebensräume fordern. Wenn schon ein Nationalpark zur Erhaltung der Pflanzen- und Tierwelt möglich ist, so sollte es auch möglich sein, Gebiete auszuscheiden in denen auch der Mensch zusammen mit Tier, Pflanze und anorganischer Umwelt leben und überleben kann.

sig Othmar-Ferd. Arnold

Gendergerechte Schreibweise

HosenscheisserInnen, BünzlibürgerInnen, KompromisslerInnen

…ein Untertitel aus einem auf einer mechanischen Schreibmaschine vor mir verfassten und getippten “Aufruf zur Gründung eines Friedenskollektivs” aus dem Jahr 1978 oder 1979.

Heute ist gendergerechte Schreibweise in aller Menschen Munde. Darum hat es mich interessiert, wie alt dieser Trend eigentlich schon ist. Wikipedia schreibt dazu folgendes:

“Ab den 1940ern verbreitete sich die Schreibweise mit Schrägstrich plus BindestrichLehrer/-innen. Im Rahmen der zweiten Frauenbewegung ab den 1960ern wurde der Schrägstrich verstärkt eingesetzt, um Frauen sichtbar zu machen, während allgemein noch der Gebrauch von rein männlichen Personenbezeichnungen zur geschlechtlichen Verallgemeinerung üblich war (generisches Maskulinumalle Lehrer).

Ab den späten 1970er-Jahren entwickelte die Feministische Linguistik das Konzept der „geschlechtergerechten Sprache“ und passende Formulierungsmöglichkeiten, um Frauen auch sprachlich gleich zu behandeln. […]

1981 war der Vorschlag aufgekommen, den Schrägstrich mit dem nachfolgenden kleinen „i“ zum Großbuchstaben „I“ zusammenzuziehen, als „Binnen-I“ bezeichnet: LehrerInnen. “

Das abgebildete Dokument zeigt Versuche einer inklusiveren Schreibweise als Teil des Friedensprozesses. Und wenn ich den ganzen Artikel lese, einhält dieser auch eine Skizze meines Lebensweges.

Eine wahrliche Trouvaille, die vierzig Jahre in einer Kiste auf meines Bruders Estrich lagerte!

Trouser-shitters, cocksuckers, compromisers

…a subtitle from a “Call for the Foundation of a Peace Collective” written and typed by me on a mechanical typewriter in 1978 or 1979.

Today, gender-sensitive writing is on everyone’s lips. That’s why I was interested to know how old this trend actually is. Wikipedia in German writes the following about it:

“Starting in the 1940s, the spelling with slash plus hyphen spread: Lehrer/-innen. In the context of the second women’s movement, starting in the 1960s, the slash was increasingly used to make women visible, while the use of purely masculine personal designations for gender generalization was still common (generic masculine: all teachers).

Beginning in the late 1970s, feminist linguistics developed the concept of “gender-equal language” and appropriate ways of phrasing it in order to treat women equally in terms of language as well. […]

By 1981, a proposal had emerged to combine the slash with the following lowercase “i” to form the uppercase “I,” referred to as the “internal I.” Teachers=LehrerInnen. “

The document pictured shows attempts at more inclusive spelling as part of the peace process. And when I read the whole article, it also includes a sketch of my life’s journey.

A true trouvaille, stored in a box in my brother’s attic for forty years!

Kolonialismus: Ewige Qualen?

 

Tantalus Butte – ein Wahrzeichen in Carmacks, Yukon. Es ist nach einer mythologischen Figur aus dem antiken Griechenland benannt.

Tantalos war vor allem für seine ewige Bestrafung bekannt. Er musste in einem Wasserbecken unter einem Obstbaum mit niedrigen Zweigen stehen, wobei die Früchte sich seinem Zugriff immer entzogen und das Wasser immer zurückging, bevor er etwas trinken konnte.

Was für ein Omen.

Historisch gesehen war es Frederick Schwatka, der “In A Summer in Alaska” (1893) beschreibt:

In der Gegend um die Mündung des Flusses Nordenskiöld war direkt vor unserem Floß nicht weniger als sieben Mal eine auffällige kahle Stelle zu sehen, und zwar auf ebenso vielen verschiedenen Flussabschnitten. Ich nannte ihn Tantalus Butte und war froh genug, ihn aus dem Blickfeld verschwinden zu sehen. 

Für Stammesangehörige der Northern Tutchone war er als Gun Tthi bekannt, was soviel wie “Wurmberg” bedeutet. Sie glaubten, dass ein riesiger Wurm mit Augen wie die Sonne auf dem Hügel lebte, und wenn sie beim Vorbeifahren auf dem Fluss zu viel Lärm machten, würde der Wurm einen großen Wind verursachen, der ihr Boot umkippen würde.

Und die Boote in Carmacks sind immer noch durcheinander. Viele der Menschen stehen in einem Becken mit klarem Wasser unter einem reichlich gefüllten Obstbaum mit niedrigen Ästen – und das gute Leben scheint nicht in Reichweite zu sein.

Der Junge, den ich regelmässig mit dem Schulbus von der benachbarten Einfahrt abholte: Er ist des vorsätzlichen Mordes angeklagt. Das Mädchen, das mir als Busfahrer mit einer Mischung aus Verachtung und Achtung begegnete – immer gut für ein Wortgefecht und dankbar für den zusätzlichen Service, wenn sie zu spät kam – starb als junge Frau auf einem Rettungsflug unter fragwürdigen Umständen. Ein Mann in meinem Alter, Sohn des Stammesältesten, der mich in den Stamm adoptieren wollte, verschwand wegen einer Flasche Schnaps: er wurde erstochen und im mächtigen Yukon River entsorgt.

Als ich als Teil der Ehrengarde bei der Zeremonie zur Unterzeichnung des Selbstverwaltungsabkommens zwischen der britischen Krone und der Little Salmon Carmacks First Nation stand – gekleidet in einen nagelneuen gelben Overall eines EFF (freiwilliger Waldbrandbekämpfer), der mir schließlich meinen indianischen Namen Tsüne Cho (“Bibo – Big Bird”) gab – hatte ich den Eindruck, dass die Gemeinde Carmacks auf dem Weg der Heilung war. Die Menschen machten sich auf eine gemeinsame Reise für eine bessere Zukunft (“Heute gemeinsam für unsere Kinder von morgen”, wie 1973 die Forderung nach Selbstverwaltung der Indianerstämme im Yukon betitelt war).

Der Schwerpunkt lag auf der Gemeindeentwicklung, auf der Aufbau der Selbstverwaltung, auf der Übernahme der Kontrolle über das Leben der indigenen Menschen nach einer langen Zeit der Kolonialisierung und der Bevormundung durch die staatlichen Behörden. Ich hatte den Eindruck, dass die Würmer des Alkohols und der Drogen und der Gewalt wieder in die brennenden Minenschächte von Coal Mine Hill und Tantalus Butte zurück krochen.

Jetzt, mehr als zwanzig Jahre später, und aus der Ferne, spüre ich, dass der Fluch der ewigen Qualen für das Volk der Northern Tutchone von Carmacks noch nicht gebrochen ist. Es ist traurig, von gewaltsamen Todesfällen, Kriminalität und mangelnder Verbesserung der interkulturellen Beziehungen zwischen den Vertretern des britischen Empire, der Mainstream-Kultur und der indigenen Bevölkerung zu lesen. Als Teil meiner eigenen Forschung über die Schönheit und die Herausforderungen der Arbeit mit indigenen Gemeinden bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es großer Anstrengungen bedarf, um mit den kolonialen Hinterlassenschaften und der genozidalen Politik, die die Beziehung zwischen den “verdammten Weißen” und den “betrunkenen Indianern” geprägt hat, Frieden zu schließen.

Wenn ich die Berichterstattung über die jüngsten rechtsmedizinischen Untersuchungen  und die Strafgerichtsverfahren lese, an denen Menschen beteiligt waren, die ich als Nachbarn in einer kleinen Gemeinde mit grossem Potenzial an den Ufern des Yukon und des Nordenskjold Rivers kennen gelernt habe, spüre ich, dass der Krieg noch immer andauert: Das Gesundheitspersonal wird beschuldigt, nicht das (medizinisch) Richtige zu tun; die Gemeindemitglieder üben wenig Kontrolle über ihren weniger-als-gesundheitsfördernden Lebensstil aus, erwarten aber vom kolonialen Gesundheitssystem ein magisches Heilmittel für die resultierenden Leiden; die Regierung des Yukon hat noch nicht einmal den Erhalt der Empfehlungen aus meiner eigenen Forschung für kleine politische Änderungen bestätigt, die die interkulturelle Beziehung verbessern und die kulturelle Sicherheit bei der Arbeit mit indigenen Gemeinden erhöhen könnten.

Es spielt keine Rolle, ob der markante Hügel in der Nähe von Carmacks mit seinem kolonialen oder seinem indigenen Namen bezeichnet wird: Beide Namen stehen für die Zwangslage einer Gemeinschaft, die sich auf vielen Ebenen nach Heilung sehnt um damit die Flüche des kolonialen Erbes zu brechen.

weiterführende Literatur:

Arnold, O. F. (2012). Reconsidering the “NO SHOW” Stamp: Increasing Cultural Safety by Making Peace with a Colonial Legacy. Northern Review, (36), 77-96. Retrieved from https://thenorthernreview.ca/index.php/nr/article/view/259

Arnold, O. F., & Bruce, A. (2005). Nursing practice with Aboriginal communities: Expanding worldviews. Nursing Science Quarterly, 18(3), 259–263. https://doi.org/10.1177/0894318405277632

Arnold, O. F. (2005). Nursing with indigenous communities: The question of membership. Retrieved from https://ofradix.net/2012/11/21/nursing-with-indigenous-communities-the-question-of-membership/

Arnold, O. F. (2004). Working in Aboriginal communities: What kind of health are we promoting? Retrieved from https://ofradix.net/2017/09/14/working-in-aboriginal-communities-what-kind-of-health-are-we-promoting/

für Zeitungsartikel der Yukon News zum Geschehen in Carmacks (gute und andere Neuigkeiten):

https://www.yukon-news.com/search/?cx=015619971846971042401%3Aufh1ywe-cms&ie=UTF-8&q=carmacks

Quelle für die historischen Hinweise zum Tantalus Butte: http://www.explorenorth.com/library/mining/tantaluscoal.html

Colonialism: Eternal punishment?

Tantalus Butte – a landmark in Carmacks, Yukon. It is named after a mythological figure from ancient Greece.

Tantalus was most famous for his eternal punishment. He was made to stand in a pool of water beneath a fruit tree with low branches, with the fruit ever eluding his grasp, and the water always receding before he could take a drink.

What an omen.

Historically, it was Frederick Schwatka who describes “In A Summer in Alaska” (1893):

In the region about the mouth of the Nordenskiöld River a conspicuous bald butte could be seen directly in front of our raft no less than seven times, on as many different stretches of the river. I called it Tantalus Butte, and was glad enough to see it disappear from sight. 

To the Northern Tutchone people, it was known as Gun Tthi, which means ‘worm hill’. They believed that a giant worm with eyes like the sun lived in the hill, and if they made too much noise while passing by on the river, the worm would cause a big wind that would upset their boat.

And the boats in Carmacks are still upset. Many of the people stand in a pool of clear water under an abundantly filled fruit tree with low branches – and the good life does not seem within reach.

The boy I used to regularly pick up with the school bus from the neighbouring driveway: accused of first degree murder. The girl that met me as the bus driver with a mix of contempt and regard – always good for a verbal fight and thankful for the extra service when running late – died as a young woman on a medevac flight under disputable circumstances. A man my age, son of the elder who wanted to adopt me into the First Nation, vanished for a bottle of booze: stabbed to death and disposed off in the mighty Yukon River.

When I stood as part of the honour guard at the ceremony for the signing of the self-government agreement between the British Crown and the Little Salmon Carmacks First Nation – dressed in a brand-new yellow jumpsuit of an EFF (emergency fire fighter), which eventually gave me my Indian name Tsüne Cho (“Big Bird”) – I became the impression that the community of Carmacks was on a healing way. The people embarked on a journey together for a brighter future (“Together Today for our Children Tomorrow”).

There was a strong focus on community development, on establishing self government, on taking control of indigenous peoples’ lives after a long period of colonization and paternalism by the state authorities. I had the impression that the worms of booze and drugs and violence started to crawl back into the burning mine shafts at Coal Mine Hill and Tantalus Butte.

Now, more than twenty years later, and from a distance, I sense that the curse of eternal punishment for the Northern Tutchone people of Carmacks is not broken yet. It is saddening to read of violent deaths, crime, and lack of improvement in the intercultural relationship between the representatives of the British Empire, the mainstream culture, and the indigenous people. As part of my own research into the beauty and challenges of working with indigenous communities, I concluded that it will take much effort to make peace with the colonial legacies and the genocidal policies that shaped the relationship between the “fuckin’ White man” and the “drunk Indian”.

Reading the news coverage of the latest coroner’s inquests and criminal court trials, involving people I got to know as neighbours in a small community with great potential on the banks of the Yukon and Nordenskjold Rivers, I sense that the war is still on: Health care staff are being accused of not doing the right (medical) thing; community members take little control of their less-than-health-promoting lifestyles but expecting a magic cure for their ills from the colonial health care system; the government of the Yukon has not even yet acknowledged the receipt of the recommendations from my own research for small policy changes that could improve the intercultural relationship and increase the cultural safety when working with indigenous communities.

It does not matter, whether the landmark hill near Carmacks is referred to by its colonial or its indigenous name: both names represent a predicament for a community that is longing deeply for healing at many levels, thus breaking the curses of the colonial legacy.

References:

Arnold, O. F. (2012). Reconsidering the “NO SHOW” Stamp: Increasing Cultural Safety by Making Peace with a Colonial Legacy. Northern Review, (36), 77-96. Retrieved from https://thenorthernreview.ca/index.php/nr/article/view/259

Arnold, O. F., & Bruce, A. (2005). Nursing practice with Aboriginal communities: Expanding worldviews. Nursing Science Quarterly, 18(3), 259–263. https://doi.org/10.1177/0894318405277632

Arnold, O. F. (2005). Nursing with indigenous communities: The question of membership. Retrieved from https://ofradix.net/2012/11/21/nursing-with-indigenous-communities-the-question-of-membership/

Arnold, O. F. (2004). Working in Aboriginal communities: What kind of health are we promoting? Retrieved from https://ofradix.net/2017/09/14/working-in-aboriginal-communities-what-kind-of-health-are-we-promoting/

for Yukon News coverage on Carmacks (good news and other news):

https://www.yukon-news.com/search/?cx=015619971846971042401%3Aufh1ywe-cms&ie=UTF-8&q=carmacks

for historical context on Tantalus Butte: http://www.explorenorth.com/library/mining/tantaluscoal.html

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“The plain fact is that the planet does not need more successful people. But it does desperately need more peacemakers, healers, restorers, storytellers, and lovers of every kind. It needs people who live well in their places. It needs people of moral courage willing to join the fight to make the world habitable and humane. And these qualities have little to do with success as we have defined it.”

(This quote is actually from environmental scientist David Orr’s book Ecological Literacy: Educating Our Children for a Sustainable World.)

Mutige Worte aus der Chefetage

Anstelle von Nettigkeiten und Belanglosigkeiten, hat Franziskus, Bischof von Rom, mit seiner Führungselite eine ehrliche Einschätzung der Situation geteilt. Ich denke, die folgenden Worte sind auch für die Gesellschaft von heute durchaus treffend.

Artwork by Niki  de Saint Phalle at the Grotto at the Royal Herrenhäuser Gardens in Hannover, Germany.
Artwork by Niki de Saint Phalle at the Grotto at the Royal Herrenhäuser Gardens in Hannover, Germany.

  1. Die Krankheit, sich für unsterblich oder unverzichtbar zu halten

„Eine [Organisation], die nicht zur Selbstkritik fähig ist, die sich nicht erneuert, die nicht versucht, sich zu verbessern, ist ein kranker Leib“. Dies sei die Krankheit derer, die sich in Herren verwandelten und sich über allen und nicht im Dienst aller fühlten. Diese Krankheit entstamme oft der „Pathologie der Macht“, dem „Komplex, sich erwählt zu fühlen“, dem Narzissmus.

  1. Die Krankheit des exzessiven Tätigseins

Der Papst nannte diese Krankheit den „Marta-ismus“, Continue reading “Mutige Worte aus der Chefetage”

Brave words from the top

Instead of pleasantries and platitudes, Francis, bishop of Rome, shared with his executive staff an honest assessment of the situation. I think, the following words are applicable to the wider society of today.

Artwork by Niki  de Saint Phalle at the Grotto at the Royal Herrenhäuser Gardens in Hannover, Germany.
Artwork by Niki de Saint Phalle at the Grotto at the Royal Herrenhäuser Gardens in Hannover, Germany.

The first is “the sickness of considering oneself ‘immortal’, ‘immune’ or ‘indispensable‘, neglecting the necessary and habitual controls. A[n organization] that is not self-critical, that does not stay up-to-date, that does not seek to better itself, is an ailing body. … It is the sickness of the rich fool who thinks he will live for all eternity, and of those who transform themselves into masters and believe themselves superior to others, rather than at their service”.

The second is “’Martha-ism’, or excessive industriousness; the sickness of those who immerse themselves in work, Continue reading “Brave words from the top”

Let our lives speak out!

Let your lives preach!

is a quote from the many letters that George Fox wrote to address early Quakers. (Vol. 1; 200)

Let your lives preach! - A homeless person near the Capitol in Washington DC.
Let your lives preach! – A homeless person near the Capitol in Washington DC.

Our peace testimony is much more than our special attitude to world affairs; it expresses our vision of the whole christian way of life; it is our way of living in this world, of looking at this world and of changing this world.

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Lasst euer Leben sprechen!

“Let your lives preach” ist ein Zitat aus einem der vielen Briefe, die George Fox an die frühen Quäker richtete. (Vol. 1; 200)

Let your lives preach! - A homeless person near the Capitol in Washington DC.
Let your lives preach! – Eine obdachlose Person in Washington DC.

Unser Friedenszeugnis ist unsere Art, wie wir in der Welt leben, wie wir diese Welt sehen und wie wir diese Welt verändern.

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Was macht Macht mit mir? (+EN)

Macht ist die Fähigkeit Einfluss zu nehmen im Leben. Das kann sich sowohl auf das eigene wie auch auf andere Leben beziehen. Wenn ich im eigenen Leben keine Macht habe, dann kann ich mich sehr schnell ohnmächtig fühlen. Das Ohnmachtsgefühl kann natürlich auch daher kommen, dass ich mir nicht bewusst bin, dass ich auf mein Leben Einfluss nehmen könnte.

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Lange Zeit wurden Menschen durch autoritäre Figuren und Systeme konsequent in einer abhängigen Beziehung gehalten. Macht wurde schonungslos ausgeübt. Die Machthaber haben das gemeine Volk bewusst im Unwissen gelassen. So auch die Kirchen. Sie haben Gott als den Allmächtigen definiert, was dem Menschen nicht viel Einfluss auf das eigene Leben oder das Leben der Gemeinschaft lässt.

Stellt euch vor, Gott wäre als Alles-Liebende verstanden worden… Continue reading “Was macht Macht mit mir? (+EN)”