Im Licht altern

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Am vorigen Wochenende habe ich mich zusammen mit meiner Glaubensgemeinschaft in einer Retraite zum Thema “Scheitern und Resilienz – was macht uns widerstandsfähig in Krisensituationen und was hat Spiritualität damit zu tun?” auseinandergesetzt. Im Rahmen dieses Wochenendes ist auch das obige Bild entstanden. Sich Gedanken zu machen zur Lebensbilanz ist etwas Nachdenkliches, manchmal Schweres, auch sehr Wertvolles. Dabei ist von den Teilnehmenden immer wieder betont worden, wie wert- und sinnvoll das Eingebettet-Sein in eine Form von Gemeinschaft ist. Es fällt uns leichter, die schweren und dunkeln Anteile des Lebens zu tragen, wenn wir genügend Schlaf bekommen, uns regelmässig bewegen und tätig sein können. Und…

Das Scheitern

…das Gegenteil des Scheiterns ist nicht der Erfolg, sondern die Freude, so wie das Gegenteil des Bösen nicht das Gute ist, sondern die SINNHAFTIGKEIT. Mit anderen Worten, die menschliche Existenz wurde nicht als etwas Fröhliches erschaffen, sondern sie wurde zum Zweck der Freude, für die Freude als solche und um Freude zu werden, erschaffen. Das Evangelium setzt dem Bösen, dem Leben im Negativen, dem Scheitern, nicht das Gute, nicht die ideale Existenz und nicht den Erfolg entgegen. Es widersetzt sich ihnen mit – es offeriert uns – SINNHAFTIGKEIT, eine Einladung zur Freude.

(Lytta Basset)

https://tennahospiz.ch/im-licht-altern/

Last weekend I went on a retreat with my congregation on the topic “Failure and resilience – what makes us resistant in crisis situations and what does spirituality have to do with it?” The above picture was taken during this weekend. To reflect on life’s summary is something pensive, sometimes difficult, also very valuable. The participants repeatedly emphasized how valuable and meaningful it is to be embedded in some form of community. It is easier for us to bear the heavy and dark sides of life if we get enough sleep, move regularly and can be active. As well…

Failure

…the opposite of failure is not success but joy, just as the opposite of evil is not good but Meaning. In other words, human existence was not created joyful, it was created for the purpose of joy, for joy itself, for becoming joy. To evil, to negative existence, to failure, the Gospel does not oppose good, ideal existence, or success. It opposes them with – it offers us – Meaning, a vision of joy.

(Lytta Basset)

 

L’échec

(…) le contraire de l’échec n’est pas le succès mais la joie, comme le contraire du mal n’est pas le bien mais le Sens. En d’autres termes, l’existence humaine n’a pas été créée joyeuse, elle a été créée en vue de la joie, pour la joie, en direction de la joie. Au mal, à l’existence au négatif, à l’échec, l’Evangile n’oppose pas le bien, l’existence idéale, la réussite. Il leur oppose, il nous propose un Sens, un en-vue-de la joie.

(Lytta Basset: La joie imprenable, 1996)

Erinnerungen an Rolf Deck

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Ferdinand der Ziegenbock, Tenna 1987

Die Welt ist eine Kleine.

Gestern sitze ich auf der Terrasse beim Hotel Alpenblick und unterhalte ich mich mit zwei Bekannten. Irgendwie kommen wir ins Gespräch über einen tragischen Unfall auf einem Landwirtschaftsbetrieb in der Region. “Dä hesch du viellecht au könnt” meinte mein Gesprächspartner.

Mein Gesprächspartner war mehrere Male im Einsatz und auf Besuch auf dem besagten Betrieb und hatte dort im Gespräch über längst vergangene Zeiten gehört, als die betroffene Familie im Safiental lebte.

Ja, Mitte der 80er Jahre haben Rolf und Iris, mit Kleinkind Amos und dem Hund Galadriel auf meinem Bergheimat Hof in Tenna gelebt und gearbeitet. Rolf zeigte ein starkes Interesse an der Ziegenhaltung. Wir teilten uns das Troghus, philosophierten und diskutierten über das Leben und die Gesellschaft, in der wir uns doch eher am Rande fühlten. Wir fanden nicht genügend Gemeinsamkeiten, um einen Lebensentwurf mit Hofgemeinschaft aufzubauen. Dafür hat es auch an der Rechtssicherheit des Pachtvertrages als wirtschaftliche Grundlage gemangelt.

Rolf und Iris haben als junge Familie ihren Weg gefunden. Rolf hat die Geschichte im Jahr 2006 öffentlich erzählt. Interview mit Rolf Deck aus der Sendung ‘Porträt’ des Senders Life Channel. Nach der 28. Minute kommen die Interview Partner auf die Zeit und Erlebnisse in Tenna, inklusive deren Bedeutung für den Lebensweg von Rolf, zu sprechen.

Mein Weg führte auch von Tenna weg und dann über verschiedene Stationen und Kontinente wieder zurück ins Safiental. Nach 32 Jahren kreuzen sich die beiden Lebensgeschichten wieder, auf der Terrasse vor dem Hotel Alpenblick.

Ein kleine Welt! Und wir haben manchmal dennoch keine Ahnung davon, wie stark der persönliche Bezug ist auf eine Kurznachricht, die einem ins Auge springt und die man beiläufig liest.

Ich wünsche der Familie viel Kraft für den weiteren Weg ohne Rolf.

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Remembering Rolf Deck

It is a small world.

Yesterday I casually got into a conversation about a tragic accident on a farm in this region. It turned out, that the farmer killed was Rolf, with whom I worked more than thirty years ago here in Tenna.

Rolf and Iris, together with baby Amos and dog Galadriel spent a winter in Tenna. We shared a house and the farm work. He had a keen interest in goat husbandry. And we spent many hours talking about life and the society we were embedded in. We were looking for alternatives. However, there were not sufficient commonalities to go a shared path. And the economic footing for such a vision was lacking as well.

Rolf and Iris found a way for the young family. In 2006, Rolf told his life story on radio to Life Channel; the interview in German is available at the above link.

I remember Rolf well, and I wish the family much strength to continue their way without him!

Veni Creator Spiritus

Pfingsten – Pentecost – Whitsun Sunday

Gregorianischer Pfingstgesang ‘Veni Creator Spiritus’ (Rabano Mauro, 9. Jh.) gesungen anlässlich der SonntagsStille, Pfingsten, 20. Mai 2018 von Othmar Ferdinand Arnold in der Kirche Tenna, Schweiz

Gregorian Chant by Rubano Mauro (9th cent.) ‘Veni Creator Spiritus’, sung by Othmar Ferdinand Arnold on Whitsun Sunday 2018 in the church of Tenna, Switzerland.

Pfingsten ist im Kirchenjahr ein Festtag der alle Menschen, alle Gläubigen daran erinnert, dass alle einen göttlichen Auftrag haben im Leben. Dieser Leistungsauftrag verlangt von einem jeden Menschen, Feuer und Flamme zu sein für das, woran er oder sie als Einzelne und als Gemeinschaft glauben, für unsere tiefsten Überzeugungen.

Aus kirchlicher Sicht wird dieser Auftrag in der Verkündigung der biblischen Botschaft wahrgenommen. Für andere Menschen geschieht diese Verkündigung durch ein achtsames Leben im Dienste der Nächsten: “Predige die frohe Botschaft immerzu – im Notfall brauche auch Worte”, ein Zitat, das Franz von Assisi zugesprochen wird.

Das Pfingstfest erinnert uns auch daran dass wir als Menschen trotz aller Diversität unzertrennlich zusammengehören, uns verstehen können, und einen gemeinsamen göttlichen Auftrag haben.

Pentecost is a feast day that reminds all people, all believers, that we do have a spiritual mission in life. This divine service order calls every person to be a fiery witness for their faith, for their deepest convictions, as individuals as well as a community.

From the church’s point of view, this mission is fulfilled in the proclamation of the biblical message. For other people this proclamation is made through a mindful life in the service of one’s neighbor: “Preach the good news all the time – in an emergency also need words”, a quotation attributed to Francis of Assisi.

Palliative Care as form of worship?

An unusual point of view.

careTo mention the word God in conjunction with a well defined professional discipline seems rather strange in a secularized and science-informed society. Based on my own lived experience with human beings, whom I was able to accompany in living and in dying, I would yet dare to apply such a provocative point of view for some thoughts.

Eine deutsche Fassung des Eintrags gibt es hier zu lesen: Palliative Care als Gottes Dienst?

Palliative Care is a young, but nowadays recognized medical specialty that prides itself for working inter-disciplinary and for putting people’s comprehensive needs at the core of its practice. Why do these aspects have to be highlighted so much? Is it not absolutely self-evident to the average person and the affected? Would it be possible to conclude from this emphasis that the other medical specialties were too special to work inter-disciplinay? Continue reading “Palliative Care as form of worship?”

Palliative Care als Gottes Dienst?

Ein ungewöhnlicher Blickwinkel.

careIn einer säkularisierten und wissenschafts-orientierten Gesellschaft scheint es eher ungewohnt, im Zusammenhang mit einer gut definierten Fachdisziplin, das Wort Gott in den Mund zu nehmen. Aus meiner Erfahrung mit Menschen, die ich im Leben und im Sterben begleiten durfte, möchte ich es trotzdem wagen, einen solch provokativen Blickwinkel als Ausgangspunkt für einige Gedanken zu nutzen.

An English version of the article can be read here: Palliative Care as form of worship?

Palliative Care ist eine junge, heute anerkannte medizinische Spezialität, die sich rühmt fach-übergreifend zu arbeiten und die umfassenden Bedürfnisse des Patienten in den Mittelpunkt zu stellen. Warum denn müssen diese Aspekte, die einem einfachen und betroffenen Menschen doch völlig selbstverständlich erscheinen, so hervor gehoben werden? Continue reading “Palliative Care als Gottes Dienst?”

Faith-Matters

unglaubliche Schönheit“Do you believe in God in these days?” –

“I am not so sure. Even less so in the one True One – too exclusive for my taste.” –

“The Father, the Almighty?” –

“No thank you; sounds to me like `friend and helper` – but that brings up memories of legalized force. I don´t need anybody else in my life who tells me what to do .” –

“The Holy Trinity?” –

“Nope, way too academic , too complicated…

 

Nonetheless, I know from my own experience that a divine power exists – the All-Loving. I can experience that grace again and again in insignificant happenings and every-day encounters mit fellow human beings, with fellow creatures, and the natural environment. But it takes quite a high level of openness and stillness from my side to do so.“

(Own translation. Written by invitation for the magazine “Gott & die Welt”, published by the roman-catholic churches of Mainz, Germany) Continue reading “Faith-Matters”

Glaubens-Fragen

unglaubliche Schönheit“Glaubst du denn an Gott in der heutigen Zeit?” –

“Da bin ich mir nicht sicher. Schon gar nicht an den Einen – zu exklusiv für meinen Geschmack.” –

“Der Vater, der Allmächtige?” –

“Nein danke; tönt für mich nach ‚Freund und Helfer’ – aber das bringt Erinnerungen an legitimierte Gewalt hoch. Ich brauche nicht noch jemanden der mich herum kommandiert im Leben.” –

“Die heilige Dreifaltigkeit?” –

“Nee, viel zu kopflastig, zu kompliziert…

 

Und doch weiss ich aus eigener Erfahrung, dass es die göttliche Kraft gibt – die Allesliebende. Diese Gnade kann ich immer wieder in kleinsten Begebenheiten und alltäglichen Begegnungen mit Mitmenschen, Mitgeschöpfen, und der Natur erleben. Dazu muss ich jedoch selber offen und stille genug sein.“

(Geschrieben auf Einladung für das Magazin “Gott & die Welt” der Katholischen Kirche in Mainz) Continue reading “Glaubens-Fragen”

A Quaker Creed

What is a Quaker? – a brief, illustrative, and humorous answer provided from the insights of a Quaker scholar.

Excerpt from the 2013 Quaker Study Series at the Canadian Yearly Meeting by Ben Pink Dandelion.
For the full lecture in five parts, please go to the following page: http://vimeo.com/user20788368/videos

Faithful – half full – unfaithful

I have never been faithful, nor have I ever promised faithfulness in my life. And that’s the truth. My truth. Since I am not absolute, it could not be the absolute truth. Nonetheless, I stick with that truth, which makes me steadfast, and that is what faith is about. So, am I faithful after all, and thus not speaking the truth in the first place?

"Snow on the Water" - near Swan Lake, King William Island, Nunavut
“Snow on the Water” – near Swan Lake, King William Island, Nunavut

I hardly believe that worldly things are true. Just because you or I have witnessed something, and because you or I recall an event with certain confidence, does not make them true. An action might have been the right thing to do, or it might have been justifiable from a particular point of view.

How would I know that something is so true that I believe in it? I would have to trust – in an action faith – that my observation has no bias whatsoever. So, can a person who does not believe in the truth be a faithful person, or would such a person automatically be unfaithful?

I guess it depends. But certain things are unconditional and as such would not depend. They are, and I am certain of them. For instance, I believe in the good of every human being, but I don’t believe that any such being knows the truth; at least some truth – yes, and from a unique point of view. And I believe in the common good – because we are all One.

Since I have no proof for the above statements, nor have I observations to support these claims, I need to believe them – which makes me faithful again. Or at least half full. But never unfaithful.

And you can believe me or not, without loosing your faith.

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more on being faithful here