In Zeiten von Corona können wir uns anschliessen an den Wunsch aus der Pestzeit im 16. und 17. Jahrhundert (Kirche St. Johannes, Safien Platz):
Tag: inspiration
Greta – das Feindbild

Greta Thunberg ist eine junge Frau mit einem Anliegen. Das freut mich, denn ich habe nun eine Generation von jungen Leuten erlebt, die sich vom Wohlstand haben treiben lassen: solange der Akku mehr als 20% voll ist, ist alles gut! Und wer gibt mir das Geld fürs neue Galaxy 99?
Die Empörung gewisser Leute über Greta finde ich lächerlich. Greta wird von den Medien und der Grossfinanz als Feindbild aufgebaut und grossflächig vermarktet, so dass sich viele Leute über diese junge Frau aufregen können. Die sozialen Medien sind voll von Beiträgen gegen das Engagement dieser jungen Frau. Man sucht mit aller Kraft Beispiele, um beweisen zu können, dass Greta eine Bildungslücke hat, dass Klimawandel schon immer existiert hat, etc.
Ablenkungsmanöver: die Mächtigen der Welt, die Wenigen, die vom kapitalistischen System profitieren, freuen sich über eure Empörung. Es ist eine tolle Ablenkung. Ihr seid alle voll beschäftigt mit einem medial gesteuerten Thema. Damit sind viele verhindert, sich kritisch mit ihren Anliegen und reellen, existentiellen Bedürfnissen auseinander zu setzen.
Dabei geht vergessen, dass unser System so langsam den Sozialstaat abschafft. Klar, wir brauchen eine liberale Gesellschaft, eine gesunde Wirtschaft, wir lassen uns leiten von Angebot und Nachfrage – und alles wird gut. Wenn es den Superreichen gut geht, hebt das auch unseren Wohlstand. Da brauchen wir keinen Sozialstaat mehr. Wir zahlen zwar noch ein in unsere Altersvorsorge und in die Pensionskassen – doch das Geld wird zunehmend umverteilt auf Firmen, die sich verspekuliert haben im freien Markt. Weil sie zu gross sind, um zu scheitern, braucht es halt – für ein paar Superreiche – die gesamten Staatsgelder der Vorsorge für die kleinen Leute um diese Multinationalen zu sanieren und zu subventionieren.
Den kleinen Leuten werden die Renten gekürzt, die Umwandlungszinssätze angepasst, die Steuern gesenkt und die Gebühren erhoben. Es werden laufend neue Bedürfnisse geschaffen, ohne dass die Beschäftigung sinnvoll oder gesichert ist, oder ohne dass die heutigen Löhne noch langfristig existenzsichernd sind. Auch die Arbeitenden müssen ja schliesslich ein bisschen mithelfen, dass es den Aktionären und Grossinvestoren noch besser geht.
Empört euch weiterhin über diese junge Frau und ihr Anliegen. Lasst euch eure Köpfe in den Sand stecken!
PS: In den 1980’er Jahren hatte ich einen jungen Mann mit einem Anliegen gekannt: Bruno Manser hat sich eingesetzt für die Penan, ein indigenes Volk in Borneo, dessen Lebensraum durch die masslose Abholzung im Namen von globaler Entwicklung, Industrialisierung und Profit bedroht war. Auch Bruno Manser wurde vom Grosskapital verheizt, als Feindbild aufgebaut, und eingeladen, um vor der UNO zu sprechen und auszusagen, etc. Die Zusammenhänge sind sehr stimmig im neuen Film über das Wirken von “Bruno Manser – die Stimme des Regenwaldes” dargestellt. Am Schluss musste der Mensch dem globalen Fortschritt weichen…
Empört euch nur ein bisschen! Aber bitte nicht über Greta.
How many roads?
Wie viele Strassen braucht ein Mensch pro Quadratmeter?
“How many roads must a man walk down before you call him a man?”
frägt Bob Dylan 1962 in seinem Song. Wieviele Strassen müssen wir bauen, bis alle Paragraphen und Verwalter von Reglementen befriedigt sind?
Das Bild aus der Stadt Ilanz zeigt den planerischen Wahnsinn, der entstehen kann aus einer komplexen Kaskade von Vorschriften, die alle einzeln Sinn machen können. Wer hat sich hier auf wessen Kosten verwirklicht?
Bob Dylan sinniert weiter:
“Yes, ‘n’ how many years can a mountain exist
Before it’s washed to the sea?
Yes, ‘n’ how many years can some people exist
Before they’re allowed to be free?
Yes, ‘n’ how many times can a man turn his head
And pretend that he just doesn’t see?”
Und seine Antwort kommt nach jeder Strophe:
“The answer, my friend, is blowin’ in the wind
The answer is blowin’ in the wind”
Auch im veranschaulichten Beispiel der Strassenführung in Ilanz liegt die Antwort irgendwo im Winde verweht.
Hier der komplette Liedtext auf deutsch:
Wie viele Straßen muss ein Mann erst begeh’n,
Bevor du sagst, er sei ein Mann?
Über wie viele Meere muss eine weiße Taube segeln,
Bevor sie im Sande schläft?
Ja, und wie viele Male müssen Kanonenkugeln fliegen,
Bevor man für immer sie bannt?
Die Antwort, mein Freund, sie verweht im Wind,
Die Antwort verweht im Wind.
Wieviele Jahre kann ein Berg besteh’n,
Bevor das Wasser ihn mitnimmt ins Meer?
Ja, und wie viele Jahre können Menschen leben,
Bevor man ihnen die Freiheit schenkt?
Ja, und wie viele Male kann ein Mann sich abwenden
Und behaupten, er sähe einfach nichts?
Die Antwort, mein Freund, sie verweht im Wind,
Die Antwort verweht im Wind.
Wie viele Male muss ein Mann aufschauen,
Bevor er den Himmel sehen kann?
Ja, und wie viele Ohren muss ein Mann haben,
Bevor er die Menschen weinen hört?
Ja, und wie viele Tote muss es geben, bis er merkt,
Dass zu viele Menschen gestorben sind?
Die Antwort, mein Freund, sie verweht im Wind,
Die Antwort verweht im Wind.
Unintentional Land Art
“Wer Augen hat zu sehen” – whoever has the eyes to see
A few days ago, I opened an exhibition with five photographs of unintentional Land Art captured in Safiental. The show is in the artificial space created by the installation “A Hole in the Alps” near the former cheese dairy in Tenna during the Biennale Art Safiental 2018.
A video by the Swisss public broadcaster SRF about the Biennale Art Safiental 2018 (in German)
The following pictures are part of the show in the Hole: Continue reading “Unintentional Land Art”
Unbeabsichtigte Land Art
“Wer Augen hat zu sehen”
Seit wenigen Tagen zeige ich fünf Bilder von unbeabsichtigter Land Art im künstlichen Raum, der geschaffen wurde mit der Installation “A Hole in the Alps” bei der ehemaligen Sennerei in Tenna im Rahmen der Biennale Art Safiental 2018.
Ein Videobeitrag des Fernsehen SRF zur Biennale Art Safiental 2018
Folgende Bilder sind Teil der Ausstellung im Loch: Continue reading “Unbeabsichtigte Land Art”
Live your change!
Only those who change stay true to themselves.

«ärgruanä»
De, we naa mä lengä Winter entli dr Schnee schmilzt und ünschi Wisä wider ärgruanend, wil au bin ünsch uf Tenna dr Früelig erwachet. Nid nun uf dä Wisä faats denn aa blüjä, nei, au im eintä oder anderä Häärz siis um diä Ziit schon ärgruaned und frii än huufä Verliabti versprächend schi äs läbälengs Zämäbliibä. Wenn s de aber au dsamt allnä Blüescht und rosärotä Wolchä naa mä Wiili gliich ds eint- oder andermal zu mä zümftigä Gwitter chomi, de sii das nit halb sövel böösch.
Äsiä bruuchts halt än Blitz zum duuchli Wolchä teilä, und ooni Rumplä geit keis Uuliab us dr Wält. Denn iss nun guat, wenn s ättä noch äs Gwitter git, wa alls widrem in dä Senkel stellt. «Diä ärgruanend de scho wider», het üns Müeti albig gseit, wenn sch äswaa tonderli gstrittä heind, und meischtens het sch rächt berchoo.
Tiefe Un(d)Ruhe
Zu tiefst im Wald muss ich meine Wege geh’n,
zu tiefst in der Welt meine Wege steh’n,
am Himmel kann ich meine Wege seh’n.
ein weiterer Beitrag zum Thema in Englisch: Spiritual Restlessness
Entschleunigt Leben
Living at a slower pace
Grüsse aus Tenna, das seit heute Nachmittag wegen grosser Lawinengefahr von der grossen weiten Welt abgeschnitten ist!
Schon vor ein paar Tagen habe ich diese Bild geknipst und mir gedacht, dass die grossen Schneefälle den Einheimischen und den Gästen die Gelegenheit geben, es ruhiger und gemütlicher zu nehmen. Nun brauchen wir uns definitiv keine Gedanken zu machen über Termine und Verpflichtungen da draussen…
Greetings from Tenna! As of this afternoon we have no road connection to the outside world due to the high avalanche danger.
A couple of days ago I took the above picture, thinking that these heavy snowfalls give the villagers and guests the opportunity to take it easy and more relaxed. Now, there is absolutely no need anymore to worry about appointments and commitments in the “outer world”…
Update:

Update 2: Nach dem Sturm – after the storm!

Psalm 119 – a plain Quaker version
Für Quäker – kurz und bündig

"God - let me be silent more clearly, since I am not hearing well."
inspired by Psalm 119 “Happy are those whose way is perfect ”
(Own translation from a vocal ministry during Meeting for Worship at SYM retreat at Montmirail, Switzerland, February 12, 2017)
"Gott, lass mich deutlicher schweigen, denn ich höre nicht gut."
Frei nach Psalm 119: “Die Herrlichkeit des Wortes Gottes”
(Wortbeitrag während einer Quäkerandacht anlässlich der SYM Retraite in Montmirail am 12. Februar 2017)
Tree of Life – Der Lebensbaum
Vor vielen Jahren, als junger Mann, sah ich auf einem Markt für Kunsthandwerker eine Keramikskulptur die mich sofort ansprach: Der Lebensbaum.
(for an English translation, see below) Continue reading “Tree of Life – Der Lebensbaum”
Wir haben Schnee!

Das Skigebiet Tenna, mit dem bekannten Solar Skilift, möchte alle Gäste und Intessierten informieren, dass es hier Schnee hat. Piste gut präpariert, aber kurz. Leider ist der Lift noch nicht in Betrieb. Dafür gibt es ungeahnte Wandermöglichkeiten weit ab von der urbanen Hektik und dem Nebel, und gemütliche Einrichtungen zum verweilen und sein.
Tenna Ski Resorts, with the world famous solar-powered ski lift proudly announces that there is snow in Tenna (up to 8 inches)! The run is short, but well groomed. Unfortunately, the lift is not yet in operation. However, there are excellent trails for winter hiking, well away from any urban busyness and the mainland fog, as well as opportunities to simply relax and be.
Die aktuelle Lage – The current conditions: (click image to refresh)

Nearer to thee
For one week in October, I left the hermitage and enjoyed the hospitality of the Sunnehügel community in the former Capuchin friary in Schüpfheim, Switzerland. I was invited to experience, live in, and contribute to this intentional community. I spent many hours working in the vast garden, “praying with my practical hands”. As part of the community’s daily rhythm, there were times of work, times for quiet reflection, as well as prayer times. I experienced the impulses for the worship rather dry and sometimes fabricated.
One evening, everything changed. During the repetitive singing of Agios o Theos, an orthodox sounding hymn, the spirit reached out to the gathered group. Continue reading “Nearer to thee”
Näher zu dir
Letzte Woche habe ich im Sunnehügel, einer Gemeinschaft im ehemaligen Kapuzinerkloster, in Schüpfheim verbracht. Ich durfte, als Abwechslung von der Einsiedelei, die Gastfreundschaft dieser Gemeinschaft erleben, mit leben, und beitragen. Neben der Arbeit im Garten (“beten mit den Händen”) und den Zeiten die zum ruhigen Rückzug zur Verfügung standen, gab es auch Andachtszeiten. Die Impulse dazu erlebte ich als eher trocken und zum Teil gekünstelt.
Doch eines Abends ergab es sich ganz anders. Während einem sich wiederholenden Singen von Agios o Theos (Άγιος ο Θεός), einem orthodox anmutenden Lied, ergriff der Geist die versammelte Gemeinschaft. Continue reading “Näher zu dir”