Diskussionsthema: Aufruf zur Totalverweigerung und zur Gründung eines Friedenskollektivs
DER ERSTE FRIEDE
Der erste Friede, der wichtigste ist der, welcher in die
Seelen der Menschen einzieht, wenn sie ihre Verwandt–
schaft, ihre Harmonie mit dem Universum einsehen und
wissen, dass im Mittelpunkt der Welt das Grosse Geheimnis
wohnt, und dass diese tatsächlich überall ist. Sie ist
in jedem von uns. Dies ist der wirkliche Friede. Alle
andern sind lediglich Spiegelungen davon.
Der zweite Friede ist der, welcher zwischen Einzelnen
geschlossen wird und der dritte ist der zwischen Völkern.
Doch vor allem sollt ihr sehn, dass es nie Frieden zwischen
Völkern geben kann, wenn nicht der erste Frieden vorhanden
ist, welcher wie ich schon oft sagte, innerhalb der Menschen-
seelen wohnt.
Hehaka Sapa
Die Idee zu diesem Aufruf zur Totalverweigerung und zur Gründung eines Friedenskollektivs geht davon aus, dass heute mit vielen Initiativen und Abstimmungskämpfen zwar durchaus eine sehr breite Diskussion zu einem Thema kann in Gang gesetzt werden.
Diesen Vorgang konnten wir in den letzten Jahren doch einige Male beobachten, zB anhand von Energie-, Zivildienst- und einigen anderen Vorlagen. Dennoch glaube ich nicht, dass dabei je eine echte Auseinandersetzung stattgefunden hat, denn innerhalb einer echten Diskussion können sich Leute mit verschiedensten Standpunkten durchaus näher kommen. Doch gerade dieses Element war auf der politischen Ebene in letzter Zeit nie mehr festzustellen. Die Fronten sind gebildet, die beiden lager organisiert. Darum finde ich, dass es heute nötiger denn je ist, dass sich endlich eine Gruppe von Menschen bildet, die die gesittete Normalität und das kriecherische Anpassertum überwindet und die volle Radikalität zu leben versucht.
… aber niemand getraut sich, über seine Beschränktheit hinauszukommen.
In der gesamten linken Opposition und der grün-alternativen Bewegung werden immer wieder kleine Schritte des Umkehrs gemacht. JedeR macht für sich wieder Fortschritte, im privaten Bereich, aber niemand getraut sich über diese Beschränktheit hinauszukommen.
Es ist kaum möglich, einen gemeinsamen Kampf aufzunehmen, zum Beispiel beim Militär eine Kollektivverweigerung. So geht es auch in anderen Bereichen, jedeR muss doch Rücksicht nehmen aus seine/ihre spezielle Situation und kann deshalb, obwohl die gemeinsame Idee durchaus befürwortet wird, nicht an einer kollektiven Aktion teilnehmen. Darum muss ich heute sagen: Sind wir nicht alle zusammen HosenscheisserInnen und BünzlibürgerInnen? Nach vorne bis zur Nasenspitze und nach hinten bis zum Geldbeutel reicht unser Spektrum, innerhalb dessen wir bereit sind uns zu ändern.
Wir alle haben das Vertrauen in eine echte Gemeinschaft verloren, die bereit ist jedeN einzelneN zu tragen, egal wie gut oder wie mies es ihr/ihm geht; die bereit ist auch das Leiden zu teilen, zum Beispiel im Kampf um die Radikalität. Nur allzu schnell führt dieser Weg in die Illegalität, doch da beginnt plötzlich wieder jedeR sich selbst zu schützen.
Warum eigentlich kann das Allgemeinwohl heute nicht mehr höher eingeschätzt werden als das private Wohlergehen? Wir hocken alle in einer Zweierkiste oder einer anderen Gemeinschaft, aber im Grunde genommen schaut jedeR für sich, Hauptsache, er/sie kann gut leben, Hauptsache, das geistige und physische Wohl ist garantiert.
Man/frau denkt schon an die Zukunft und an die kommenden Generationen, man/frau sieht auch, dass wir die Verantwortung tragen sollen für die Weiterexistenz des Lebens überhaupt. Und jedeR ist zufrieden , wenn sie/er einen kleinen Beitrag an das umfassende Ziel geleistet hat, wenn sie/er zum Beispiel kein Fleisch mehr isst, dafür aber nicht auf die Elektrizität oder das Auto verzichten kann. Aber immerhin, so tönt es beruhigend, sei ein kleiner Schritt immer besser als gar keiner. Also nimmt sich heute jedeR aus dem grossen Korb der verschiedenste Möglichkeiten die Massnahme heraus, die sie/er, ohne dass es ihr/ihm eine grosse Überwindung kosten würde, realisieren kann.
EineR verzichtet auf das Fleisch in der Ernährung, der/die andere fährt nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, und die/der dritte arbeitet für einen Tausender in einem Alternativbetrieb. All dies sind Schritte hin zu einer Veränderung, aber sie gehen alle nur so weit, als sie uns nicht zu persönlich und vor allem nicht unsere Sicherheit tangieren.
Es würde mich nicht wundern, wenn die Migros bis in zehn Jahren nur noch Bio-Gemüse verkaufte würde.
Da stellt sich doch ernsthaft die Frage, ob damit auf die Dauer auch nur jemandem geholfen werden kann. Bewirkt diese egoistische Handlungsweise noch etwas mehr, als dass sie unser Gewissen beruhigt? Wird dadurch irgendetwas in Frage gestellt? Wird auch nur eine der Institutionen, die uns als übermässige Machtstrukturen entgegentreten, dadurch betroffen?
Nein, mit dieser unkoordinierten Handlungsweise tun wir niemandem weh. Wir können zwar wunderschöne Geschichten schreiben, über Zusammenhänge aufklären, alle möglichen Institutionen angreifen, doch diese sind so weltoffen, dass sie diese Kritik auch einstecken können. Denn sie wissen zu genau, dass die gesamte Alternativbewegung nur immer von den gesellschaftlichen Veränderungen spricht, dass sie aber trotzdem abhängig bleiben wird von den Konzernen und dem Staat.
So passiert denn auch nichts gegen den Willen dieser Machtträger, sie gehen im Gegenteil sogar auf gewisse Forderungen unsererseits ein. Es würde mich nicht wundern, wenn die Migros bis in zehn Jahren nur noch Bio-Gemüse anbieten und verkaufen würde. Eine absolut realistische Vorstellung. Und dann würde das Hurra-Geschrei auf der Seite der Alternativbewegung hervorbrechen, sie würden diese Veränderung feiern wie einen Sieg über diese Wirtschaftsmacht. Und die Migrosmächtigen lachen sich ins Fäustchen, die andern haben ihre Freude und wir weiterhin Absatz, Kundschaft und riesige Gewinne. Es kommt der Wirtschaft eigentlich nicht darauf an, womit sie ihr Geld verdienen, Hauptsache, sie verdienen.
Aber auch die Armee spürt es nicht in ihren Verbänden, wenn jährlich siebenhundert Männer und zwei Frauen ihren Dienst verweigern. Sie veranstalten zwar für diese Fälle jeweils ein Riesentheater mit richtigen Schauprozessen. Doch daneben mustert die Armee jährlich noch ein paar tausend ihr unliebsame Leute auf medizinischem und psychiatrischem Weg aus. Diese erscheinen nirgends in einer Statistik und werden mit aller Sorgfalt verschwiegen. Auch wird sich keiner der Armeeführer auch nur eine schlaflose Nacht machen wegen der Initiative, die gegen die Initiative lanciert werden soll. Es ist ja schon zum voraus klar, dass es auch den Initianten nur um die Anregung einer Diskussion geht und zu einer Diskussion ist man grosszügigerweise immer bereit.
Aber wenn die fünfzigtausend Männer, die voraussichtlich mit fünfzigtausend Frauen die Initiative unterzeichnen werden, keinen Militärdienst mehr leisteten, auch nicht beim Zivilschutz, so würden die Offiziere und Generäle echt ins Schwitzen kommen, das ergäbe Bestandeslücken, die bedeutend mehr erreichen könnten als der teure Abstimmungskampf .
Noch kurz ein anderes Beispiel. Wenn nach der letzten energiepolitischen Abstimmung alle Ja-Stimmenden für eine Woche auf den Stromverbrauch verzichtet hätten, so wäre die dienstbare Elektromafia doch kurz ins Schleudern geraten und hätte die eine oder andere Zentrale abschalten müssen. Und man/frau hätte sehen können, dass ihre Macht nur auf der Bequemlichkeit der Strombezüger beruht und keineswegs gottgegeben ist, und deshalb auch veränderbar ist.
HosenscheisserInnen, BünzlibürgerInnen, KompromisslerInnen
Darum glaube ich an die Kraft der Radikalität ich glaube, dass ich glaube, dass Veränderungen möglich sind; ich glaube aber auch daran, dass die Opposition nicht ohnmächtig ist, sondern dass sie sich vielmehr ohnmächtig macht, weil jedeR nur für sich schaut. Wenn die Alternativbewegung tatsächlich Veränderungen verwirklichen möchte, so hätte sie die Kraft dazu.
Doch werde ich manchmal den Verdacht nicht los, dass wir zwar immer von Veränderungen reden, doch in unserem Innersten sind wir zufrieden mit dem jetzigen Zustand. Es geht uns gut, ja sogar bestens. Deshalb sagte ich schon zu Beginn: HosenscheisserInnen, BünzlibürgerInnen, KompromisslerInnen. Auf Kosten des Allgemeinwohls und auf Kosten der Zukunft lassen wir es uns gut gehen!
Aus diesen Gründen sollten wir heute eigentlich so weit sein, dass wir über unsere eigene Beschränktheit hinaus gehen und einen mutigen Schritt in die Zukunft wagen. Indem wir uns dazu bereit erklären, dass wir und vom Ich-bezogenen Wohlfahrtsdenken befreien, indem wir bereit sind, jede militärische und paramilitärische Dienstleistung zu verweigern. Indem wir auch bereit sind, unsere Arbeitskraft und unsere Finanzkraft zu verweigern, indem wir uns nicht mehr aus purem Egoismus und aus reiner Bequemlichkeit auf hunderte von Kompromissen einlassen, die es anderen ermöglichen uns von ihnen abhängig zu machen.
Wir sollten aber gleichzeitig bereit sein, unsere Kraft für den Aufbau eines Friedenskollektivs einzusetzen. Dieses Kollektiv könnte dann von sich aus Aufgaben übernehmen, die weit über das Bisherige und das in den heutigen Strukturen Mögliche hinausgehen. Diese Aufgaben drängen uns nicht nur im sozialen Bereich, zum Beispiel in der offenen Altershilfe, bei der Integration von Behinderten und anderen zu Sozialfällen abgestempelte Randgruppen, sondern auch in anderen Lebensbereichen. Ich denke dabei an die Landwirtschaft, insbesondere in den von der Abwanderung und Vergandung betroffenen Berggebiete, aber auch an den Umweltschutz, zum Beispiel beim Weiterentwickeln einer angepassten und sanften Technologie. Ein besonderes Anliegen wird die aktive Friedensarbeit sein.
Die Arbeit des Friedenskollektivs darf aber nicht kommerzialisiert werden, sie darf sich auch nicht verkaufen. Aus ihrem Selbstverständnis heraus kann sie nicht entschädigt werden, denn sie entspricht nicht einem kurzfristig messbaren Wert. Daraus ergibt sich auch der kollektive Charakter der ganzen Idee, für eineN EinzelneN ist diese Lebenshaltung nicht realisierbar. Ein Friedenskollektiv wird sich selbst tragen, wird vielleicht sogar eigene Lebensräume fordern. Wenn schon ein Nationalpark zur Erhaltung der Pflanzen- und Tierwelt möglich ist, so sollte es auch möglich sein, Gebiete auszuscheiden in denen auch der Mensch zusammen mit Tier, Pflanze und anorganischer Umwelt leben und überleben kann.
sig Othmar-Ferd. Arnold







Working in Aboriginal Communities: What Kind of Health are we Promoting?
Bei der Askese, wie auch bei der freiwilligen Armut, geht es nicht um den schmerzhaften Verzicht oder beabsichtigtes Leiden, sondern einfach um eine Haltung des Schaffens von Raum für das Wesentliche.
To mention the word God in conjunction with a well defined professional discipline seems rather strange in a secularized and science-informed society. Based on my own lived experience with human beings, whom I was able to accompany in living and in dying, I would yet dare to apply such a provocative point of view for some thoughts.
In einer säkularisierten und wissenschafts-orientierten Gesellschaft scheint es eher ungewohnt, im Zusammenhang mit einer gut definierten Fachdisziplin, das Wort Gott in den Mund zu nehmen. Aus meiner Erfahrung mit Menschen, die ich im Leben und im Sterben begleiten durfte, möchte ich es trotzdem wagen, einen solch provokativen Blickwinkel als Ausgangspunkt für einige Gedanken zu nutzen.

