Wenn das Geld regiert (und nicht hilft)
Der Social Justice Index, berechnet für viele vergleichbare Länder auf dieser Erde, zeigt wie weit die Gleichwertigkeit aller Menschen im öffentlichen und ökonomischen Raume verwirklicht wird.
Eine wichtige Erkenntnis der 2019 Ausgabe ist, dass trotz sinkender Arbeitslosigkeit, das heisst einem höheren Grad an Beschäftigung, das Armutsrisiko steigt. Das heisst, die Ansprüche und die Kosten für den Lebensunterhalt steigen schneller als die Einkommen. Damit öffnet sich die Schere zwischen der Mittelklasse (die konsumiert) und derjenigen, die die Gewinne schöpfen, weiter.
Die Grafik aus der Publikation Social Justice in the EU and OECD – In a nutshell. Index Report 2019 (Thorsten Hellmann, Pia Schmidt, Sascha Matthias Heller, Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)) zeigt deutlich, dass in der kapitalintensiven Schweiz das viele vorhandene Geld wenig wirksam ist, die soziale Gerechtigkeit zu fördern.
Die Schweiz rangiert auf Platz 14 im Vergleich mit den untersuchten Staaten, in denen ja im wesentlichen die globalisierte Wirtschaft kontrolliert wird. Im längerfristigen Vergleich haben die Menschen, die in der Schweiz leben, keinen wirklichen Fortschritt gespürt. Bei der Verhinderung von Armut rangiert die Schweiz (öffentlich-rechtlich und privatwirtschaftlich betrachtet) gar nur auf Rang 21 (Mittelfeld). Eine Schande, wenn bedenkt wird, dass die Schweiz das dritthöchste Bruttosozialprodukt pro Kopf aufweist!
John Kenneth Galbraith wies darauf hin, dass man zu seiner Jugendzeit sagte: „Wenn man einem Pferd genug Hafer gibt, wird auch etwas auf die Straße durchkommen, um die Spatzen zu füttern“. Dies wurde damals als horse and sparrow theory bezeichnet. In ökonomischen Kreisen ist dies die Trickle-down-Theorie[1]. Die Resultate der Bertelsmann Stiftung im Social Justice Index zeigen mir, dass die kapitalistische Idee (oder Rechtfertigung) des “trickle-down-effects”, dass es allen gut gehen wird, wenn ein paar wenige Superreiche alles verdienen, vermögen und kontrollieren, nicht funktioniert.
Dafür landet immer mehr Mist auf den Wegen der Spatzen!
